Manchmal schaut man sich Bilder an und denkt: "toll - aber das kann ich auch. Wenn ich mal eine Hochzeit photographiere, dann werde ich sowas in der Art auch machen".
Jetzt kam also der Tag und was soll ich sagen...die ganzen tollen Ideen sind schlagartig weg. Es ist einfach keine Zeit da und alles muss so schnell gehen, dass kaum Zeit bleibt irgendwas auszuprobieren.
So eine Hochzeit in Live zu begleiten hat doch ganz andere Ansprüche, als ein geplantes Shooting, in dem man Zeit hat und vor allem mehr oder weniger ungestört ist.
Vor allem ist es auch kein grosses Problem ein solches Shooting zu wiederholen. Bei einer Hochzeit ist dies eher schwierig - zumindest mit den gleichen Personen ;-)
Was habe ich gelernt? Eine ganze Menge! Zunächst habe ich ganz deutlich meine Grenzen und die meiner Ausrüstung aufgezeigt bekommen. Ok - bei der Ausrüstung könnte ich durchaus auch der limitierende Faktor gewesen sein.
Jetzt bin ich nicht der totale Anfänger, aber es ist schon so, dass eine solche Hochzeit noch viel mehr Automatismen abverlangt und die Fähigkeit (Licht-)Situationen viel schneller zu erkennen und umzusetzen - auch ohne mal eben nach irgendeinem Hilfsmittel greifen zu können weil es im Auto liegt usw... Die grosse Schwierigkeit für mich war vor allem, dass einerseits ansprechende Ergebnisse erwartet wurden, andererseits aber wenig Zeit zur Verfügung stand.
Für mich gibt es zwei Schlüssel um hier besser zu werden: ich muss mehr üben um für die entsprechenden Situationen die Automatismen zu entwickeln und vor allem bedarf es einer guten Vorbereitung. Hingehen und mal schaun was passiert ist (zumindest für mich) ganz dünnes Eis. Zum Glück hatte ich mir die Lokation zuvor angeschaut und auch das eine oder andere Probeshooting dort gemacht.
So hatte ich wenigstens einige Ankerpunkte, von denen ich wusste was ich dort wie umsetzen könnte. Selbst wenn es dann doch irgendwie wieder ganz anders gekommen ist, so gab es mir doch etwas Sicherheit.
Ein Herausforderung ganz anderer Art ist das Paar in Position zu setzen. Die kreative Bildidee alleine reicht da nicht aus. Man muss auch ein wenig Entertainer sein (mir hat da wohl eine gerissen Hose etwas Schützenhilfe geleistet ;-)). Wie bekomme ich den Ausdruck, Blickrichtung und Körpersprache so hin dass es passt? Schliesslich sind das ja keine Profimodelle. Hier ist es auch hilfreich, zuvor mal ein Probeshootung zu vereinbaren um so schon eine gute, vertrauensvolle Beziehung zum Paar zu haben.
Eine Sache, die ich aber doch mal loswerden muss: Paare wünschen sich ja immer Traum Wetter für ihre Hochzeit....mir wären Wolken mit ein klein wenig Sonne viiiiel lieber ;-) Ganz entgegen meiner sonstigen Gewohnheit musste ich auch Bilder in der prallen Sonne machen - was für mich eine der grössten Herausforderungen darstellte. Netterweise ist das Kleid dann auch noch in Weiss und der Anzug in Schwarz....wer hat sich diese Sitte eigentlich ausgedacht??? Worauf soll ich nun die Belichtung ausrichten??? Entweder säuft der Bräutigam ab oder die Braut ist ausgefressen...zum Glück gibt die Technik hier ein wenig Spielraum nachzuarbeiten.
Um noch ein wenig auf die Technik zu sprechen zu kommen, war es im Gegensatz zu dem was ich so bisher gelesen hatte, doch so, dass ich mit zwei Linsen ganz gut auskam. Den grössten Teil der Bilder habe ich mit dem 24-70 gemacht. Im Grunde hätte es zur Not auch für alle Bilder gereicht. Einen kleine Teil der Bilder hatte ich dann noch mit dem 70-300er geschossen. Allerdings ist die Lichtstärke und die Qualität dieser Linse in meinen Augen nicht optimal...da muss dann doch wohl irgendwann das 70-200 2.8er her. Wer also eine kleine Spende für mich übrig hat - es ist für einen guten Zweck ;-))
Ansonsten war die Ausrüstung schon angemessen - mit meiner alten Kamera wäre ich dann doch mehr in Schwierigkeiten gekommen was Geschwindigkeit, Autofocus Präzision und vor allem ISO Performance angeht. So ne Kirche ist schon sehr dunkel ;-)
Soviel zu meinen ersten Gedanken zur Hochzeitsphotographie. Es war eine super spannende Erfahrung, mit tollen Menschen und ich denke es ist vor allem das gepaart mit dem Adrenalin durch die Herausforderung, die dieses Genre der Photographie so faszinierend machen.
Danke an dieser Stelle an alle Beteiligten und vor allem alles Gute Petra&Eike. Ihr seid ein tolles Paar und ich bin froh dass ich Euren Tag begleiten und festhalten durfte!